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Multitasking wird heutzutage gern als besondere Fähigkeit genannt und von vielen Arbeitgebern bei den Bewerbern gefordert. Es bedeutet, dass zwei oder sogar noch mehr Dinge zur gleichen Zeit erledigt werden sollen und dadurch Zeit gespart werden soll. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Durch die ständige Ablenkung geht Zeit verloren und nichts wird schneller fertig oder fehlerhaft erledigt.

Mythos Multitasking

Auch wenn viel glauben, Multitasking ist besonders effektiv, ist es schlichtweg ein Mythos. Es stimmt einfach leider nicht! Ich sage nicht, dass es nicht möglich ist, aber es ist nicht zielführend. Zahlreiche Studien belegen, dass Multitasking zwar möglich ist, am Ende des Tages bringt es uns jedoch nichts außer Erschöpfung.

Das Begriff selbst stammt aus der Zeit der ersten Computerprogrammierung. Der Rechner hat verschiedene Aufgaben schnell hintereinander abgearbeitet. Dabei hat er abwechselnd auf nur eine Ressource zugegriffen. Daraus ergibt sich: 1 Speicher = viele Aufgaben. Dabei wird übersehen, dass beim hin- und herspringen zwischen den Aufgaben, immer nur eine Information verarbeitet wird. Es entsteht die Illusion, alles würde gleichzeitig passieren.

1. Zeitverschwendung

Oft ist es ja so, dass Du ganz unbeabsichtigt multitaskisch unterwegs bist. Du bügelst und schaust dabei Deine Lieblingsserie – easy. Zwei Dinge, die Du gut beherrschst, können gut parallel bearbeitet werden. Der Wechsel ist mühelos und geht schnell. Was passiert aber, wenn Du gerade an Deiner Haushaltsplanung sitzt und genau jetzt Deine Teenager-Tochter mit einer “Ausgehverhandlung” ankommt. Kannst Du das beides parallel bearbeiten. Falls ja: Hut ab!

Ein müheloses Hin- und Herwechseln ist also nicht möglich. Da es immer eine Weile dauert, bis Du Dich in eine Aufgabe eingearbeitet oder hineingedacht hast. Auch nach einer Unterbrechung dauert es einen Moment, den Faden wieder aufzunehmen. Und ob Du genau da weitermachst, wo Du unterbrochen wurdest, hängt ganz sicher von Deiner Tagesform ab. Fakt ist, dass Du in dem Moment, wo Du unterbrichst, um etwas anderes zu tun, Zeit verlierst. 

Was passiert in Deinem Gehirn, wenn Du mehrere Dinge gleichzeitig tust? Du trennst sie! Das Gehirn ist in der Lage, Daten in unterschiedlichen Bereichen zu verarbeiten. Dabei stört sich diese Datenverarbeitung nicht gegenseitig. Deswegen können die meisten Menschen gleichzeitig Autofahren und sprechen. Eine bewusste Konzentration auf beide Aktivitäten findet nicht statt. Wenn Du jetzt aber in eine Parklücke einparken möchtest und hinter dir warten bereits drei Autos, die an Dir vorbei möchten, würdest Du Dein Gespräch vermutlich vorerst beenden, um Dich voll und ganz auf das zügige Einparken zu konzentrieren.

2. Stressmaker

Multitasking bedeutet also nicht, die parallel ablaufenden Körperfunktionen. Es ist somit durchaus möglich, sich beim Gehen zu unterhalten und dabei zu atmen und einen Apfel zu essen. Die Steuerung läuft im Hintergrund automatisch und die Aufmerksamkeit ist auf alle Aktivitäten mehr oder weniger gleich verteilt. Ein Problem tritt erst auf, wenn eine der Aktivitäten plötzlich mehr Aufmerksamkeit erfordert. Du stolperst, weil du nicht auf den Weg geachtet hast und verschluckst Dich womöglich dabei am Apfel.

Du kannst Dich einfach nicht effektiv auf zwei wichtige Dinge gleichzeitig konzentrieren. Wenn Du es versuchst, dann teilt sich der Fokus und beeinträchtigt die Ergebnisse.

Wenn Du an der Arbeit, mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen möchtest, wird es um so unwahrscheinlicher wieder zur ersten Aufgabe zurückzukehren, je länger Du an der zweiten Aufgabe arbeitest. Es türmen sich viele halb erledigte Arbeiten an. – Stress!

Bei jedem Hin- und Herwechseln zwischen den Aufgaben, verlierst Du Zeit für die Rückorientierung und Wiederaufnahme der unterbrochenen Tätigkeit. Das summiert sich über den Tag auf schätzungsweise 28% der Zeit eines durchschnittlichen Arbeitstages , wo durch Multitasking Zeit verschwendet wird. Du schaffst demnach nicht soviel, wie beim fokussierten Arbeiten und brauchst unter Umständen länger. – Stress!

Dieses Gefühl, immer mit mehreren Aufgaben gleichzeitig beschäftigt zu sein und nichts richtig fertig zu bekommen, verursacht negativen Stress und kann Dein Selbstwertgefühl beeinträchtigen. – Stress!

3. Schlechtere Ergebnisse 

Mehrere Studien haben gezeigt, dass Menschen, die sich selbst als Multitasker bezeichnen, in zweierlei Hinsicht falsch liegen. Zum einen schätzen sie die Zeit, die sie zur Erledigung einer Aufgabe benötigen, häufig als zu kurz ein. In Wirklichkeit brauchen sie länger. Zum anderen machen sie viel mehr Fehler, als Vergleichspersonen, die ihre Aufgaben nacheinander abgearbeitet haben. Diese Untersuchung wurde in verschiedenen Bereichen durchgeführt und kam immer zum gleichen Resultat: Multitasker schneiden schlechter ab.

4. Du fütterst Deinen Affengeist

Als Affengeist werden unsere unruhigen Gedanken, die hin und her springen und kaum irgendwo verweilen, bezeichnet. In der Achtsamkeitspraxis bemühst Du Dich darum diesen Affengeist zu beruhigen. Multitasking fördert jedoch diese Unruhe. Ständig springen die Gedanken herum. Geht es Dir manchmal auch so, dass Du einen Raum verlässt und plötzlich nicht mehr weißt, was Du eben noch tun wolltest. Dein Affengeist ist ständig auf der Suche nach Ablenkung. Jedem Impuls huscht er hinterher. Das kann auch zur Sucht werden. Teilweise sind wir es garnicht mehr gewöhnt, uns gedanklich mit einem Gegenstand zu beschäftigen. Wir sind sofort gelangweilt und in der Erfassung aller Fassetten nicht interessiert. Je mehr Du Dich an dieses Gedankenspringen gewöhnst und es als normal empfindest, um so eher bist Du geneigt Multitasking zu betreiben. Die negativen Folgen habe ich gerade beschrieben.

5. Multitasking kann tödlich sein

Ablenkung ist also völlig normal. Der menschliche Geist ist so geschaffen. Es gibt zum Beispiel Berufsgruppen, von denen Du erwartest, dass sie sich ausschließlich auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren. Mir fallen da Ärzte, Piloten oder Busfahrer ein.  Für Dich selbst setzt Du andere Standards – warum? Mütter kleiner Kinder trifft es besonders hart. Sie haben manchmal keine andere Wahl, als zu versuchen, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren. Wenn es ganz schief läuft, passiert dem Kind etwas, weil seine Mutter von etwas anderem gerade abgelenkt war.

Textnachrichten oder überhaupt Benachrichtigungen, die uns über das Handy beim Autofahren erreichen sind oft tödlich! Mittlerweile übersteigt die Rate der Unfälle die durch Ablenkung durch Smartphones verursacht werden, die Unfallanzahl durch Alkoholkonsum.

Fazit

Überdenke Deine Einstellung zum Multitasking. Bist Du ein Multi-Junkie? Weißt Du schon, dass Du so nicht weitermachen kannst, weil Du Dir zu Deinem Erfolg selbst im Weg stehst?

Achtsamkeitspraxis trainiert Dich, Deine Gedanken bewusst wahrzunehmen. Dadurch wirst Du fokussierter, konzentrierter und bist in der Lage, nicht auf jeden äußeren Reiz zu reagieren.

 

 

Quelle: frei nach Gary Keller, The One Thing (Auflage 2019)
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